Wernrode

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Wernrode mit Renaissance Schloss und Berg Feuerkuppe

Wernrode ist ein Ortsteil der Landgemeinde Stadt Bleicherode und befindet sich ca. 16 km südlich von Nordhausen.

Rekonstruktionszeichnung von W. Braun Kirchberg Alte Burg
Schloss Wernrode
Johann von Jagemann
Liegenschaftskataster (1862)
Luftbild von 1945
Blick vom Schloss auf die Kirche Wernrode und die Friedenseiche

Wernrode zählt zu den frühgenannten Orten der Südharz-Region und lag im Wippergau. Für 802 bis 817 wies Wolfgang Kahl die urkundliche Ersterwähnung von Wernroda nach.

Frühgeschichte

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Auf den zu Wernrode gehörenden Flurstücken Rauchenberg und Sargberg sind erste Besiedlungen in der Spätbronze- und Früheisenzeit belegt. Die Keramikfunde legen eine Besiedlung in der jüngsten Urnenfelderzeit (Ha B3) um 880–800 v. Chr. sowie einen Siedlungsschwerpunkt in der späten Hallstattzeit (Ha D) um 620–450 v. Chr. bis frühen Latènezeit (LA) um 450–250 v. Chr. nahe.

Mittelalter - Zengenburg

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Auf dem östlichen Teil des Zengenberges, am Nordrand der Hainleite und westlich von Wernrode, befand sich ab dem 11. Jahrhundert die Zengenburg, zur Sicherung des Ortes und von Wolkramshausen. Außerdem kontrollierte und sicherte man mit der Befestigung den Handelsweg über die Hainleite. Die Hochfläche der Burg ist noch durch einen zwei Meter breiten Wall mit Graben zu erkennen.

Mittelalter - Grafen von Kirchberg an der Hainleite

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Südwestlich des Dorfes befindet sich die Ruine der Alten Burg und der Alten Kirche, auf der im 12. und 13. Jahrhundert die Grafen von Kirchberg lebten. Die direkten Nachkommen von Friedrich I. Graf von Kirchberg, vom Familienstammbaum der Halberstädter Linie seiner Ur-Enkelin Gisela Gräfin von Kirchberg sitzen auf dem Königsthron im Vereinigten Königreich, in den Niederlanden, in Schweden, in Spanien, in Belgien, in Dänemark und in Norwegen. Auf dem Kaiserthron saßen ihre Nachkommen im Deutschen Reich, im Kaisertum Österreich, im Russischen Zarenreich und im Kaiserreich Brasilien. Sie saßen auf dem Königsthron im Königreich Preußen, im Königreich Bayern, im Königreich Württemberg, im Königreich Hannover, bis zum Ende der Monarchie 1973 im Königreich Griechenland, im Königreich Island, im Königreich Portugal und im Königreich Rumänien. Ein direkter Nachkomme war Otto Fürst von Bismarck.

Mittelalter - Schloss und Kirche

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Im Dorf gibt es ein Schloss (unter Denkmalschutz) aus dem 12. Jahrhundert, eine frühere Wasserburg. Am 31. August 1271 wurden Reinhardus, Lippoldus, Wernerus et Conradus de Werenrad urkundlich erwähnt.

Die kleine Saalkirche wurde Anfang des 14. Jahrhunderts aus Bruchsteinen gebaut.

1573 wurden zwei Herren von Schiedung auf Burg und Gut genannt. Seit 1603 wohnte in dem umgebauten Renaissanceschloss die evangelische. Johann von Jagemann war Braunschweigischer Kanzler. Ab 1661 lebten dort die Familie von Hagen und seit 1720 die Familie von Bila.

Hopperode wird am 14. November 1777 ein Ortsteil von Wernrode. Die Brüder Wilhelm August von Bila aus Wernrode und Georg Carl von Bila kauften den Ort von Friedrich Ernst von Wurmb. Hopperode ist heute eine Wüstung. siehe Liste der Wüstungen im Südharz und Beiträge zur Geschichte aus Stadt und Kreis Nordhausen (Band 30/2005)

19. Jahrhundert

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Um 1800 wurde das Schloss erweitert und ab 1855 bewohnte es die Familie von Klatte. Im 19. Jahrhundert wechselten mehrere Besitzer. Neben dem Schloss und einem Gutshaus gibt es teilweise erhaltene, auch renovierte Wirtschaftsgebäude (ebenfalls unter Denkmalschutz) mit umliegenden Ställen und Scheunen. Das Dorf hatte bis dahin einen typischen Gutsdorfcharakter, mit einem Försterhaus neben der Kirche, einer Schmiede, einer Mühle, Obstplantagen und 13 kleinen Häusern Katen. Gottfried Gaßmann pachtete 1836 den Freihof und kaufte diesen 1842.

Am 17. August 1869 eröffnete die Bahnstrecke Wolkramshausen–Erfurt mit den Bahnhöfen Kleinfurra und Wolkramshausen.

Die Wernröder Friedenseiche wurde nach dem Deutsch-Französischen Krieg 1871 auf dem Domplatz des preußischen Gutbezirkes des Ortes durch Einwohner gepflanzt. Die Eiche verkörpert den Willen der Bürger zum Frieden, denn Kriege bringen nur Leid, Not, Elend und Verderben. Sie ist seit 1988 ein Naturdenkmal.

20. Jahrhundert

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Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Schloss nochmals umgebaut und erweitert.

Eine durch die Kalibohrgesellschaft Robertshall niedergebrachte Tiefbohrung im Jahr 1900 südlich von Wernrode erreichte bei 689,7 Metern ein 67,5 Meter mächtiges Steinsalzlagerlager.

Von 1905 bis 1925 wurde im benachbarten Ludwigshall und Immenrode-Straußberg Kalibergbau betrieben. Eine 1,6 km lange Drahtseilschwebebahn, an der Loren befördert wurden, lag von 1908 bis 1956 zwischen beiden Orten.

1913 erfolgte der Anschluss des Dorfes an das öffentliche Stromnetz.

Nach der Wirtschaftskrise 1929 wurden 1930 12 Siedler und Kleinbauern „aufgesiedelt“.

Ein Kriegerdenkmal wurde 1934 auf dem Kirchhof errichtet, zur Erinnerung an die neun Gefallenen und Vermissten des Ersten Weltkrieges.

Von 1942 bis 1945 befand sich an der Straße zwischen Kleinfurra und Straußberg, südlichen am Rasenweg (heute ein Teil der Putenmastanlage), ein Barackenkomplex mit Unterkünften und unterkellerter Küchenbaracke – ein Zwangsarbeiterlager mit 450 Franzosen, Belgiern, Flamen sowie russischen Kriegsgefangenen für die Heeresmunitionsanstalt „Muna“.

Ab dem 11. April 1945 bezogen amerikanische Soldaten des V. US-Korps/ 2. US-Infanteriedivision die Schule als Quartier. Mit dem Besatzungswechsel ab dem 3. Juli 1945 nutzen sowjetische Soldaten die Schule als Nachtquartier.

Im Herbst 1945 wurden Arbeitskräfte der Schachtbaufirma Gebhardt & Koenig (G&K) mit Ortskenntnis im Kalibergwerk Ludwigshall dienstverpflichtet. Unter Aufsicht eines russischen Kommandanten, mussten die Einwohner von Wernrode die übrige Kriegsmunition aus der Heeresmunitionsanstalt Ludwigshall in das Kirchtal transportieren. Die Räumung war erst 1950 beendet. Die Detonationen der Sprengung erschütterten die Häuser des Dorfes und richteten Schäden an. Die Munition wurde, durch die heftigen Sprengungen, kilometerweit im Kirchtal verteilt. Durch Selbstentzündung kam es zu Waldbränden: 1949 am Mittelberg, 1952 und 1957 an der Alten Burg, sowie 1955 im Kirchtal.

Ab 1964 begann die Hauswasserversorgung des Dorfes. Bis zu dieser Zeit hatte jedes Grundstück einen pumpenbetriebenen Brunnen.

Am Sprengplatz im Kirchtal arbeiteten 1965 mehrere Einwohner. Überalterte Munition der NVA sowie alte Fliegerbomben wurden vernichtet. Heute befindet sich dort das Unternehmen Tauber Delaborierung GmbH.

Wernrode war seit 1974 ein Ortsteil der Gemeinde Wolkramshausen und wurde am 1. Januar 2019 in die Stadt Bleicherode eingemeindet.

Das Gutshaus wurde seit 1949 bis 1989 als Konsum, Kindertagesstätte, Büro des Bürgermeisters, als Arztpraxis und als KinderferienlagerGladys Marín“ der HO genutzt.

21. Jahrhundert

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Seit 2015 ist die Ortschaft an das Erdgasnetz angeschlossen.

Zum Kindertag am 1. Juni 2020 wurde der Spielplatz „kleine Uhu´s“ Wernrode, hinter dem Dorfgemeinschaftshaus, fertiggestellt.

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Hochmotte – ein Schuttkegel einer Turmhügelburg im Schlosspark

Einwohnerentwicklung

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Im Einwohner-Verzeichnis von Nordhausen (1814) sind ehemalige Einwohner von Wernrode aufgeführt.

  • Elisabeth Becker (geb. 20.08.1750 in Wernrode)
  • Dorothea Bindheim (geb. 20.06.1762 in Wernrode als Dorothea Heise)
  • Catharine Kirchner (geb. 05.01.1762 in Wernrode)
  • Fr. Christian Lauterbach (geb. 14.10.1764 in Wernrode)

Einwohner-Verzeichnis von Wernrode (1930)

Im Zweiten Weltkrieg beklagte die kleine Gemeinde 18 Kriegsgefallene. Zwei Personen aus Wernrode sind im Verzeichnis der Gefallenen des Zweiten Weltkrieges (Nordhausen) aufgeführt.

  • Karl Tielo, 17. Juli 1941
  • Rudolf Müller, 11. Februar 1944

Persönlichkeiten

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Anna Magdalena Francke, geb. von Wurmb (1670–1734)
  • Johann von Jagemann (* 27. November 1552 in Heiligenstadt; † 7. Januar 1604 in Wernrode), braunschweigischer Kanzler und Geheimrat
  • Basilius Damius (* in Wernrode; † 10. September 1650 in Ellrich), 1593 Klosterschüler in Walkenried, kaiserlicher gekrönter Poet, Diakon in Bleicherode, 15. April 1627–1650 Oberpredigerstelle Ellrich, siehe Chronik der Stadt Ellrich
  • Maximilian Eugen von Klatte (* 27. Dezember 1824 in Berlin; † 17. Mai 1893 in Wernrode), Hauptmann a. D. und Kreisdeputierter der Deutschkonservative Partei siehe Reichstagswahl 1884 (Nordhausen)
  • Anna Magdalena Francke, geb. Wurmb (* 19. November 1670 in Hopperode (Wüstung in Wernrode); † 19. März 1734 in Halle (Saale), Pietistin, ⚭ am 4. Juni 1694 August Hermann Francke (1663–1727), evangelischer Theologe, Pädagoge und Gründer der Franckesche Stiftungen 1698, Mutter von Gotthilf August Francke
  • Alwin Gerhard Werner Schroeter (* 30. Dezember 1922 in Wernrode; † 28. Juni 1992 in Nordhausen), Botaniker, Heimatforscher und Fachlehrer für Biologie
  • Eva Gerda Schroeter, geb. Wagner (geb. 10. November 1927 in Nordhausen; † 18. April 2009), Grundschullehrerin in Wernrode (1949–1968) und Ehrenbürgerin der Gemeinde Wolkramshausen
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