Bierbrauen in Nordhausen
Das Bierbrauen in Nordhausen hat eine lange Tradition, deren Entwicklung insbesondere im 19. Jahrhundert von Aufschwung und späterem Rückgang geprägt war. Seit der Wiedervereinigung wird in Nordhausne kein Bier mehr gebraut.
Geschichte
In den 1860er und 1870er Jahren erlebte das Brauereigewerbe in Nordhausen eine Wiederbelebung. Diese Phase war durch eine zunehmende Zahl von Betrieben und eine stärkere Produktion gekennzeichnet. Die positive Entwicklung konnte jedoch nicht dauerhaft aufrechterhalten werden. Um das Jahr 1890 kam das Wachstum der Nordhäuser Brauereien weitgehend zum Erliegen. Die Konkurrenz durch größere Brauereien aus anderen Städten stellte sich als zunehmend übermächtig heraus und erschwerte die weitere Expansion.
Im Jahr 1912 produzierten zehn Brauereien im Bezirk des Hauptzollamtes Nordhausen zusammen rund 84.000 Hektoliter Bier. Trotz dieser beachtlichen Menge blieb das Nordhäuser Brauwesen gegenüber der Konkurrenz der Großbrauereien strukturell benachteiligt.
Bedeutung der Malzindustrie
Parallel zur Entwicklung des Brauwesens erlebte auch die Malzindustrie in Nordhausen einen Aufschwung, besonders nach der Reichsgründung 1871. Bereits im 19. Jahrhundert hatten sich kleinere Betriebe etabliert, die vorrangig Braumalz für die örtlichen Brennereien herstellten. Diese hatten zuvor die Eigenproduktion von Malz aus wirtschaftlichen Gründen aufgegeben.
Die erneute Belebung der Bierbrauerei seit den 1840er Jahren führte ebenfalls zu einer verstärkten Nachfrage nach Malz und beförderte so das Entstehen größerer Mälzereien. Erst ab den 1870er Jahren entwickelte sich daraus eine industriell geprägte Malzproduktion. Der Eisenbahnanschluss ermöglichte es den Nordhäuser Betrieben, überregionale Absatzmärkte zu erschließen – besonders das rheinisch-westfälische Industriegebiet zeigte sich dabei als aufnahmefähiger Markt.
Im Jahr 1912 erreichten die Nordhäuser Mälzereien eine Spitzenproduktion von rund 175.000 Zentnern Malz (Schätzung einer örtlichen Malzfabrik).
Rohstoffversorgung und regionale Einbettung
Die Gerste, die für die Malzproduktion verwendet wurde, stammte überwiegend aus der Goldenen Aue sowie aus den Gebieten um Sondershausen, Frankenhausen und Halberstadt. Diese Regionen, traditionell bedeutende Getreidekammern, bildeten die Rohstoffbasis für das Nordhäuser Brau- und Malzgewerbe. Während sie zuvor vor allem die Branntweinproduktion versorgt hatten, verlagerte sich ihre wirtschaftliche Bedeutung mit dem Aufkommen der Malz- und Bierindustrie zunehmend in diesen Bereich der Genussmittelherstellung.
DDR-Zeit
Die Brauereien wurden in der DDR verstaatlicht und Teil des staatlichen Getränkekombinats (z. B. VEB Roland-Bräu, später VEB Nordquell). Es gab in der Stadt zwei Hauptstandorte, etwa am Hagen und Taschenberg. Produkte wurden zentral gesteuert, meist in begrenztem regionalem Rahmen vertrieben. Die Qualität und Vielfalt litt unter Mangelwirtschaft, trotzdem erreichten DDR-Brauer in Nordthüringen stabile mengenmäßige Leistungen, während private Kleinbrauereien sukzessive verschwanden.
Wiedervereinigung
Durch die Treuhand wurden die volkseigenen Braubetriebe zerschlagen oder privatisiert. Der Markenname „Roland-Bräu“ wurde zwar kurz weitergeführt, endete jedoch 1990 mit der Betriebsschließung. In den Folgejahren entstanden keine großen neuen Nordhäuser Brauereien.
Ein Versuch der Wiederbelebung gab es 2006 durch Axel Heck. Er erwarb das Gelände der ehemaligen Roland-Bräu‐Brauerei am Taschenberg, mit dem Ziel, dort eine neue Brauerei wieder aufzubauen. Der Plan sah die Nutzung eines historisch geprägten Ortes für Brauaktivitäten vor, um an die lokale Biertradition anzuknüpfen.[1] Heck fungierte zunächst als Geschäftsführer dieses Projekts, zog sich jedoch im Januar 2008 zurück, um sich verstärkt seinen Immobilienvorhaben zuzuwenden. Das Bier‑Reaktivierungsprojekt kam dadurch nicht voran, eine neue Produktion wurde nicht realisiert. Stattdessen wandelte Heck das Areal um. 2010 entstand auf dem ehemaligen Brauereigelände am Taschenberg eine moderne Studenten‑Wohnanlage („Studizentrum Nordhausen GmbH“). Das Brauerei-Vorhaben wurde damit faktisch aufgegeben und durch Wohnungsbau ersetzt.
Liste der Brauereien
Literatur
- Arthur Propp: Die industrielle Entwicklung Nordhausens. Halle (S.): Klinz, 1935.
Einzelnachweise
- ↑ Kühles Blondes aus Nordhausen. In: NNZ-Online. 26. Juni 2006, abgerufen am 11. Juli 2025.