St.-Marien-Kirche (Elende)

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St.-Marien-Kirche (2013)

Die St.-Marien-Kirche zu Elende (im Volksmund Rosenkirche) ist eine ehemalige Wallfahrtskirche im Ortsteil Elende der Stadt Bleicherode. Sie war über Jahrhunderte Ziel religiöser Pilger und ist heute ein bedeutendes Zeugnis regionaler Kirchengeschichte. Aufgrund ihrer besonderen Ornamentik ist sie im Volksmund als „Rosenkirche“ bekannt.

Ursprung der Wallfahrt

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Der Ursprung der Marienverehrung in Elende geht auf das Jahr 1414 zurück. Ein Mann namens Tyle Pferch aus dem benachbarten Wipperdorf hatte am Elender Feldrand zwei Träume, in denen ihm eine schöne Jungfrau erschien. Daraufhin ließ er eine geschnitzte Marienstatue errichten, die in Elende aufgestellt wurde.

In der Folgezeit wurden zahlreiche wundersame Ereignisse im Umfeld der Statue berichtet, was schnell zu überregionaler Aufmerksamkeit führte. Um die Opfergaben zu schützen, entstand zunächst eine hölzerne Kapelle. Diese wurde 1419 bereits zu klein.

Kirchenbau ab 1419

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Zwei Brüder mit Namen Küchenthal aus Bleicherode stifteten den Bau einer größeren Kirche. Die heutige St. Marienkirche entstand an Stelle der früheren Kapelle. Ein Stein in der Südwand des Altarraums markiert den Baubeginn.

Das Kirchenschiff war ursprünglich 42 Meter lang und reichte in der Höhe bis zum heutigen Turm. Die Turmwände waren bis zu drei Meter stark. Seitlich verfügte die Kirche über zwei Querbauten:

  • im Süden: die Marienkapelle
  • im Norden: die Sakristei („Alte Zelle“)

Spitzbogenfenster unter dem steilen Dach sorgten für Tageslicht. Das Traufgesims ist mit Rosenmotiven geschmückt – ein gestalterisches Merkmal, das bis heute erhalten ist.

Ausstattung und Reliquien

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Die Kirche verfügte über vier Altäre, an denen täglich Messen gelesen wurden. Der Hauptaltar war ein geschnitzter Flügelaltar von Meister Martin. Er zeigte:

  • Dreifaltigkeit
  • die zwölf Apostel
  • die Verkündigung Mariens
  • Geburt Christi
  • Gefangennahme und Kreuzigung

Zudem besaß die Kirche einen bedeutenden Reliquienschatz, darunter:

  • ein Stück der Wiegenkrippe Christi
  • ein Stein vom Grab Mariens
  • Reliquien aller zwölf Apostel

Wallfahrt und Pilgerlied

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Das größte Fest der Kirche war eine Pfingstprozession. Otto Merx berichtete 1892 in der „Zeitschrift des Harzvereins“ von wundersamen Heilungen während dieser Wallfahrt.

Während der Feier wurde das Elender Pilgerlied gesungen:

Unse Liebe Frau zu dem Elende,
Die thut unss frei anschauen itz und behende,
Sie gönt uns ihre gnad alhie in dieser Zeit,
Und dort im himmelreiche de Seligkeit bereit.
Kyrieleis.

Votivgaben und Wundertätigkeit

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Zahlreiche Pilger hinterließen Krücken, Stöcke und Nachbildungen geheilter Körperteile aus Wachs, Silber oder Gold als Votivgaben. Mit der Zeit entstand eine Sammlung rund um die Statue, die an ein kleines Museum erinnerte.

Zur Erinnerung konnten Pilgerzeichen erworben werden. Eine Forschungsgruppe der Humboldt-Universität zu Berlin fand rund 50 Exemplare – überwiegend Glockenabgüsse – im hessisch-thüringischen Raum, aber auch in Skandinavien und Schlesien.

Das Elender Pilgerzeichen gehörte zu den ersten, das das Wappen seiner Landesherren (hier: geschachteltes Wappen derer zu Hohnstein) trug. Seit 2010 ist das Zeichen wieder als Stempel in der Kirche erhältlich.

Das Mirakelbuch

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Die dokumentierten Wunder aus der Zeit von 1419 bis zur Reformation sind im Mirakelbuch aufgezeichnet. Es umfasst 82 Pergamentseiten und gilt als das älteste erhaltene Mirakelbuch in deutscher Sprache.

Im Dreißigjährigen Krieg wurde es zusammen mit der Marienstatue nach Heiligenstadt in Sicherheit gebracht.

Zahlreiche Sagen berichten von weiteren wundersamen Ereignissen:

  • 1619: nächtliches Glockenläuten
  • 1620: Statue lag bäuchlings in der Kirche
  • 1632: Dorfteich verwandelte sich mehrfach in „Blut“

Veränderungen und heutige Nutzung

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Mit der Reformation 1517 endeten die Wallfahrten. Ab 1945 wurden sie durch katholische Vertriebene aus Böhmen und Schlesien wieder aufgenommen.

Im Jahr 1804 wurde die baufällige Kirche auf ihr heutiges Maß reduziert. Eine farbliche Innenraumgestaltung erfolgte 1989. Seit 2003 ist die Kirche vom 1. April bis 31. Oktober sowie an kirchlichen Feiertagen für Besucher geöffnet.

Die mechanische Orgel wurde 1840 von der Firma Knauf (Bleicherode) gebaut. 1960 erhielt sie ein elektrisches Gebläse.

Im Turm befindet sich eine Glocke aus dem Jahr 1817 (Durchmesser: 79 cm, Ton: h), gegossen von E.G. Koch in Mühlhausen. Sie trägt die Inschrift:

Dem 3. Jubelfeste der Kirchenverbesserung am 31. Oktober 1817
weihet diese Glocke das Stift Elende
Sei und bleibe ohne Riss
Uns ein Denkmal jener Zeit
Wo ein Luther uns befreit
Von dem Joch der Finsternis.
Ruf zur Andacht immerdar,
nie zu Brand und zu Gefahr.

Laut Lagerbuch von 1890 hatte die Uhr einen Wert von 219 Mark. 1929 wurde ihr Fehlen festgestellt. 2006 wurde sie von einem Bleicheröder Uhrmacher restauriert. Das Werk stammt vermutlich aus den Jahren 1720–1740, ist ein 24-Stunden-Werk und wird täglich aufgezogen. Es besitzt nur einen Zeiger und schlägt zur vollen Stunde auf die Glocke.

Unterhalb der Orgel befindet sich eine Statue eines unbekannten Bischofs. Vermutlich handelt es sich um den heiligen Wolfgang.

Die Rosensage („Rosenkirche“)

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Die Bezeichnung „Rosenkirche“ geht auf eine lokale Legende zurück:

Ein Fuhrmann blieb in einer Winternacht mit seiner weinbeladenen Kutsche im Schnee stecken. In seiner Not rief er die heilige Jungfrau um Hilfe. Eine Frau erschien, forderte einen Becher Wein, doch der Fuhrmann hatte kein Gefäß. Sie berührte einen Dornenstrauch, aus dem Rosen wuchsen, pflückte eine und ließ sie mit Wein füllen. Die Pferde konnten daraufhin die Kutsche ziehen. Vor der Kapelle blieben sie stehen. Im Inneren erkannte der Fuhrmann in der Statue die Frau aus der Nacht. Das Rosengefäß stellte er auf den Altar. Teile davon sollen bis ins 18. Jahrhundert in Rom aufbewahrt worden sein.

Externe Verweise

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 Commons: St. Marien (Elende) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien