Hufhaus

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Ansichtskarte, Foto von Carl Schiewek (1920)

Das Hufhaus ist ein ehemaliges Gestüt und Forsthaus im Südharz. Heute dient das Gebäude als Wanderziel, Gaststätte und ist Ausgangspunkt für zahlreiche Rundwanderwege. In der Nähe liegt der Poppenbergturm.

Das Hufhaus liegt etwa auf 530 m über dem Meeresspiegel im sogenannten Hufnageltal. Es befindet sich inmitten des historischen Hohnsteinischen Forstes, einem ehemaligen gräflich-stolbergischen Waldgebiet. Die Umgebung ist geprägt von dichten Laub- und Mischwäldern, alten Forstrevieren sowie historischen Verkehrswegen wie der alten Poststraße und der Heerstraße. In der Nähe verlaufen die Grenzen der historischen Territorien Sachsen, Hannover, Braunschweig und Anhalt, was sich in noch vorhandenen Grenzsteinen aus dem 18. Jahrhundert dokumentiert.

Die Wälder des heutigen Hufhauses gehörten ursprünglich zur Grafschaft Hohnstein. Ab dem 12. Jahrhundert unterstand die Grafschaft der Oberlehnshoheit der welfischen Herzöge von Braunschweig. Im Jahr 1417 verkaufte das Haus Hohnstein Burg und Amt Hohnstein an Graf Botho zu Stolberg, wodurch auch der Hohnsteinische Forst in stolbergischen Besitz überging.

Nach dem Aussterben der Stolberger Harzlinie im Jahr 1631 ging der Besitz an die rheinische Linie der Stolberger über, welche sich 1645 weiter in die Linien Stolberg-Wernigerode und Stolberg-Stolberg teilte. Im Zuge dieser Erbteilung fiel der Hohnsteinische Forst an die ältere Linie in Wernigerode. Sichtbare Zeugen dieser Aufteilung sind bis heute nummerierte Grenzsteine entlang historischer Wanderwege, mit den Markierungen „A“ für Amt Hohnstein und „F“ für Forst Hohnstein.

Gründung des Pferdegestüts

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Im Jahr 1698 gründeten die Grafen zu Stolberg-Wernigerode auf dem Gebiet des Hohnsteinischen Forstes das Pferdegestüt Hufhaus, nachdem sie ihr bisheriges Gestüt im Bodegebiet aus politischen Gründen aufgeben mussten. Der Name „Hufhaus“ leitet sich von dieser Funktion ab und verweist auf das nahegelegene Hufnageltal. Auch das nördlich gelegene Forstrevier „Pferdehai“ bestätigt diese Herkunft.

Das Gestüt wurde mit zunächst 13 Stuten eingerichtet. Wahrscheinlich wurde der dazugehörige Zuchthengst vom Amt Questenberg gestellt. Die Verwaltung oblag dem Oberförster Georg Ludwig Schubert, der zuvor während des Dreißigjährigen Krieges als Korporal unter Wallenstein gedient hatte.

Schon wenige Jahre nach der Gründung wurde das Gestüt von einer Pferdekrankheit, der sogenannten „Druse“, befallen, und im Januar 1704 fiel es einem Brand zum Opfer. Der Wiederaufbau wurde umgehend durch Oberförster Schubert organisiert. Forstverwaltung und Zanthier

Ein bedeutender Schritt in der Geschichte des Hufhauses und des gesamten Forstgebietes war die Berufung von Hans Dietrich von Zanthier im Jahr 1747. Er war einer der Begründer der modernen Forstwissenschaft in Deutschland. Zanthier wurde zunächst Forstmeister des Hohnsteinischen Forstes und später Oberforstmeister der Grafschaft Stolberg-Wernigerode. Er gründete 1763 die erste deutsche Forstschule und setzte neue Maßstäbe in der forstwirtschaftlichen Praxis, etwa durch die Einführung von Mischwaldkulturen.

Der zentrale Verwaltungssitz des Forstes lag in Sophienhof, auch „Schimerplatz“ genannt, wo ein „Forstoffiziant“ für die Reviere Rothesütter und Hufthal zuständig war. Territoriale Grenzsteine und Postwege

In unmittelbarer Umgebung des Hufhauses befinden sich historische Grenzsteine aus dem Jahr 1735, die das Wappen des Kurfürstentums Hannover (springendes Pferd) und das des Kurfürstentums Sachsen (Thüringer Löwe) zeigen. Diese markieren einstige Grenzlinien zwischen bedeutenden Territorialstaaten. Unweit des Hufhauses lag zudem die sogenannte Vierländerecke, an der sich die Territorien Sachsen, Hannover, Braunschweig und Anhalt berührten.

Nahe am Hufhaus verläuft die ehemalige Alte Poststraße, die die Residenzstädte Braunschweig und Sondershausen verband und als Ausweichroute bei Hochwasser im Ilfelder Tal diente. Sie wurde bis ins 19. Jahrhundert von Postkutschen befahren. Nutzung im 19. und 20. Jahrhundert

Bereits im Jahr 1817 wird das Hufhaus im „Taschenbuch für Reisende in den Harz“ als Meierei, Försterwohnung und Schenke erwähnt. Das Pferdegestüt bestand zu diesem Zeitpunkt bereits nicht mehr. Im Jahr 1929 führte der Bankrott des Fürsten Christian Ernst zu Stolberg-Wernigerode zum Verkauf großer Besitzungen, darunter auch Teile des Hufhäuser Reviers. Diese wurden von Fürst Christoph Martin zu Stolberg-Roßla erworben.

1930 waren fünf Personen im Hufhaus gemeldet:[1]

  • Anna Gerlach, verwitwet.
  • Karl Hoppe, Waldarbeiter.
  • Paul Liebau, Knecht.
  • Hermann Schiller, Förster.
  • Hermann Tätzel, Hirte.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Hufhaus 1945 im Zuge der Bodenreform in der Sowjetischen Besatzungszone in Volkseigentum überführt. Es diente bis 1970 als Revierförsterei des staatlichen Forstwirtschaftsbetriebes Nordhausen mit Sitz in Ilfeld.

Umbau zum Ferienheim

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Zwischen 1974 und 1976 wurde das Hufhaus durch den VEB Nordbrand Nordhausen grundlegend umgebaut und erweitert. Ziel war die Einrichtung eines Betriebsferienheims mit angeschlossener Imbissstube für Wanderer. Die offizielle Eröffnung erfolgte im Mai 1976. In unmittelbarer Nähe begann zur selben Zeit der VEB Betonwerke Heringen mit dem Bau einer weiteren Urlaubseinrichtung.

Im Rahmen der touristischen Erschließung wurden im Auftrag des VEB Nordbrand in Zusammenarbeit mit dem Kulturbund Nordhausen neun Rundwanderwege in der Umgebung des Hufhauses angelegt. Diese Wege, zwischen 5 und 12 Kilometern lang, wurden mit einem Hufeisen als Markierungszeichen und fortlaufenden Nummern ausgeschildert. Ein großes Hinweisschild am Hufhaus informiert über die Routen. Die Wege beginnen und enden jeweils am Hufhaus, was besonders für motorisierte Ausflügler von Vorteil ist.

Heute ist das Hufhaus eine Ansiedlung weniger Häuser und Bungalows, die gastronomisch genutzt werden.

Einzelnachweise

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  1. Einwohner-Verzeichnis von Hufhaus (1930). In: Einwohnerbuch 1930 von Nordhausen a. H. mit den Kreisen Grafschaft Hohenstein und Ilfeld. Nordhausen: Theodor Müller, 1930.

Externe Verweise

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 Commons: Hufhaus – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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