Jakob Wernecke
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Jakob Wernecke (geb. um 1776 in Mitteldorf; gest. 14. November 1800 bei Elende) war ein junger Mann, der wegen Mordes an seiner Geliebten hingerichtet wurde. Seine Hinrichtung auf der sogenannten Königsliete bei Elende gilt als die letzte öffentliche Vollstreckung eines Todesurteils in der Region um Bleicherode und ist durch zeitgenössische Chroniken und Kirchenbücher gut dokumentiert.
Leben
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jakob Wernecke stammte aus einer Ackerbürgerfamilie in Mitteldorf, heute Ortsteil von Wipperdorf. Als einziger Sohn wurde er von seinen Eltern offenbar verhältnismäßig nachsichtig erzogen. Ein fester beruflicher Werdegang kam nicht zustande; stattdessen arbeitete er gelegentlich als Handwerker, stellte einfache landwirtschaftliche Geräte her, lebte aber die meiste Zeit ohne regelmäßige Beschäftigung.
Wernecke war in zahlreiche Auseinandersetzungen verwickelt, u. a. durch jähzorniges Verhalten, Diebstahl und Wilderei. Er unterhielt gleichzeitig mehrere Liebschaften, aus denen sich persönliche Konflikte entwickelten. Am 11. Januar 1800 erstach er in einem Streit seine Geliebte Friederike Apel bei einem heimlichen Treffen.
Nach der Tat versuchte Wernecke, sich durch Flucht der Strafverfolgung zu entziehen. Er wollte sich in der Reichsstadt Mühlhausen den kaiserlichen Werbern anschließen, in der Hoffnung, dort unterzukommen und so der Verfolgung zu entgehen. Während seiner Flucht übernachtete er im Keulaschen Wald und kehrte am nächsten Morgen in die Gemeindeschenke von Windeberg ein. Dort wurde er von Gemeindehirte und Ortsbeamten erkannt und festgenommen. Anschließend brachte man ihn in das Amtsgefängnis der Burg Lohra.
Wernecke gestand die Tat. Das Gericht verurteilte ihn nach damaligem Recht zum Tod durch Rädern mit anschließendem Ausstellen der Leiche auf dem Galgen. Aufgrund der Entfernung zu den zuständigen Behörden in Berlin zog sich die Bestätigung des Urteils mehrere Monate hin. In der Zwischenzeit wurde Wernecke in Ketten gelegt und unter ständiger Bewachung festgehalten.
Die Hinrichtung wurde für den 14. November 1800 festgesetzt und öffentlich angekündigt. Der Galgen wurde eigens auf der westlichsten Kuppe der Königsliete zwischen Elende und Bleicherode errichtet. Der Verurteilte trug weiße Kleidung und wurde auf einem Pferdewagen zur Richtstätte gebracht, begleitet von Geistlichen, Beamten und einer großen Menschenmenge.
Der Scharfrichter vollzog die Räderung unter erleichterten Bedingungen – auf Bitten des Gerichts wurde sie von oben nach unten durchgeführt, um das Leiden zu verkürzen. Anschließend wurde der Körper auf dem Rad befestigt und auf dem Galgen ausgestellt. Der Kopf wurde mittels Kropfnagel auf der Radnabe fixiert, das Gesicht war in Richtung Mitteldorf gewandt.
Nachwirkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Hinrichtung Werneckes erregte überregionale Aufmerksamkeit und markierte einen Wendepunkt im Umgang mit Strafvollstreckungen. In den Folgejahren wurde unter der französisch-westfälischen Verwaltung ein humaneres Strafrecht eingeführt, das grausame Hinrichtungspraktiken verbot und die Öffentlichkeit solcher Vollstreckungen einschränkte.
Der Richtplatz auf der Königsliete wurde bald darauf abgebaut und der verwendete Galgen auf einer Auktion verkauft. Der Ort, an dem die Hinrichtung stattfand, wird seitdem Galgenberg genannt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Fr. Krönig: Alte Hohensteiner Gerichtsstätten. In: Heimatland. Illustrierte Blätter für die Heimatkunde des Kreises Grafschaft Hohenstein, des Eichsfeldes und der angrenzenden Gebiete, 1911, Nr. 14 und 15.
- Horst Rasemann: Galgenberge - eine Stätte des Grauens und der Furcht. In: Jahrbuch des Landkreises Nordhausen 1995.
Externe Verweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Horst Rasemann: Heimatgeschichte: Galgenberg, nnz-online, 21. Januar 2014.